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Zusammenfassung Heft 5

 

Freiburger Bodenkundliche Abhandlungen

Schriftenreihe des
Institut für Bodenkunde und Waldernährungslehre
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.
Schriftleitung: F. Hädrich


Heft 5


Awad Said Ghanem


Altersstellung und anthropogene Beeinflussung
von Parabraunerden in der Emmendinger Vorbergzone

Freiburg im Breisgau 1976

ISSN 0344-2691

Zusammenfassung:

In dieser Arbeit sollten das Vorkommen, die Bildung und das Alter von Parabraunerden auf Löß in der Emmendinger Vorbergzone [südliches Oberrheingebiet] untersucht werden, um überhaupt die Parabraunerdebildung im Südbadischen Raum beurteilen zu können.
Um den Einfluß verschiedener bodenbildender Faktoren auf ihre Entwicklung zu erforschen, wurden folgende Untersuchungsgebiete in der Emmendinger Vorbergzone ausgewählt:
l] Zur Feststellung der anthropogenen Einflüsse die Waldreste Langleid bei Malterdingen, Hurst und Erdenhart bei Heimbach, die alte Terrassen aufweisen. Diese Terrassen sind ca. 5oo bis 6oo Jahre alt. Die Wiederbewaldung erfolgte erst vor 25o Jahren, wie anhand des Archivmaterials festgestellt wurde.
2] Der Vierdörferwald, um zum Vergleich die Bildung der Parabraunerde unter natürlicher Waldvegetation zu untersuchen, und
3] die Teninger Flache, in ebener Lage, relativ trockener als die anderen Gebiete und mindestens seit dem 3. Jahrhundert, wenn nicht früher, intensiv landwirtschaftlich genutzt.
Ausgewählte Flächen sind die am meisten naturnahen Flächen, wo noch Parabraunerde vorhanden ist, da durch landwirtschaftliche Nutzung besonders in Hanglagen nur noch Pararendzinen und Lößrohböden verbreitet sind.
Mittels der Kartierungsarbeit wurden die für die Fragestellung wichtigen Bodentypen abgegrenzt. Dabei wurden Parabraunerden, Pararendzinen sowie Übergangstypen von Pararendzina zur Parabraunerde mit unterschiedlichem Entkalkungs-grad und Tongehalt festgestellt.
Die Reste der fossilen, noch begrabenen Bodenbildungen und die dazwischenliegenden Lasse bis zum Muschelkalk wurden in den ausgewählten Gebieten kartiert, ihrer Altersfolge nach eingeordnet, und es wurde eine stratigraphische Parallelisierung versucht. Eine mächtige fossile Parabraunerde I wurde auf älterem dolomitärmerem Löß I und zwei schwächeren Bodenbildungen innerhalb des helleren dolomitreichen Lösses II, III und IV festgestellt.
Von den gesamten Geländebefunden und Kartierungsergebnissen sind folgende von besonderer Bedeutung:
l] Die Parabraunerde ist der hauptverbreitete Bodentyp in allen untersuchten Flächen.
2] Auf landwirtschaftlich genutzten waldfreien Flächen ist die Pararendzina als "Bearbeitungsklimax" verbreitet und die Parabraunerde selten zu finden.
3] Durch anthropogene Einflüsse ist die Parabraunerde in Langleid, Hurst und Erdenhart meisten-3 geköpft, so daß kein mächtiger A. - Horizont zu finden ist, der mit der B -Mächtigkeit korrespondiert.
4] Nach Zerstörung der Parabraunerde durch Terrassierung hat sich auf den Terrassen Pararendzina gebildet und nach landwirtschaftlicher Nutzung und anschließender 25o Jahre langer Waldnutzung hat sich die Parabraunerde nicht wieder entwickelt.
5] Das Ausstreichen der fossilen Bodenbildungen an der heutigen Oberfläche ist in den anthropogen  beeinflußten [terrassierten] Waldresten vorgekommen. Solche Fälle wurden als "relikte Parabraunerde" bezeichnet.
Das Vorkommen und die Verbreitung von Parabraunerde im Vierdörferwald unter natürlicher Waldvegetation ohne Rodung [wie aus dem Archivmaterial festgestellt wurde] sowie in der Teninger Fläche, die     Lage hat [jüngste Läßablagerung über der Niederterrasse], relativ trockener als die anderen Gebiete ist und intensiv landwirtschaftlich genutzt wird, sprechen für eine holozäne Bildung auf diesen Flächen. Dadurch kann die holozäne Bildung von Parabraunerde auch in den drei Waldresten Langleid, Hurst und Erdenhart angenommen werden, zumal auch das Vorkommen von Übergangstypen dafür spricht. Damit kann das schon von HÄDIRICH [1962 und 1966] festgestellte Parabraunerde-Vor-kommen in diesem Gebiet als holozäne Bildung angesehen werden.
Weiterhin zeigt sich auch in dieser Untersuchung, daß die Bildung der Pararendzina meist mit den Steilhängen, mit relativ trockener Lage [s. HÄDRICH, 1966,S, 24] und meist mit mächtigen Lößpaketen verbunden ist und nicht nur an anthropogen gestörten Stellen vorkommt.
Die Auswertung von Geländebeobachtungen und die Kartierung ermöglichten die Darstellung eines Zusammenhangs zwischen Lößmächtigkeit und Hanglage, Bodentyp, anthropogenen Einflüssen, Nutzungsform und Verwitterungsintensität, wobei:
a]    Lößpakete an südlichen bzw. an SW-Hängen meistens mächtiger als an N- und NW-Hängen sind;
b]    sich auf mächtigen Lößpaketen an den S- bzw. SW-Hängen meistens Pararendzinen und auf den geringmächtigen Lößpaketen an den N- bzw. NW-Hängen Parabraunerden befinden;
c]    überall, wo der Löß am mächtigsten abgelagert hat, der Mensch Terrassen für Weinbau und landwirtschaftliche Nutzung angelegt hat;
d]    geringmächtige Lößpakete die möglicherweise langsam sedimentiert wurden, relativ stärker verwittert sind als die mächtigeren, makromorphologischen nicht gegliederten Lößpakete.
Im Labor wurden insgesamt 211 Proben aus 28 Profilen untersucht. Neben Körnung wurden pH-Werte, Carbonatgehalt, oxalatlösliches Fe, Mn und AI, dithio-nitlösliches Fe, Mn und AI, Gesamtgehalt an Ca, Mg, Fe, AI und Mn mittels des HF-HClO4.-AufSchlusses, sowie N und C für ausgewählte Proben bestimmt. Die Laborergebnisse wurden aufgeschlüsselt und mit dem Computer die Mittelwerte, Standardabweichung und mehrere Quotienten errechnet. Dies geschah, um die Parallelisierung zwischen Lassen und Böden verschiedenen Alters zu ermöglichen. Von den Laborergebnissen sind hier besonders hervorzuheben:
l] Der unterschiedliche Verlauf bzw. die Tiefenfunktion von Fe, Mn und AI [o, d, t] sowie der Tongehalt haben die bodendynamischen Prozesse, insbesondere die Verarmung im Oberboden und die Anreicherung im Unterboden der untersuchten Parabraunerde-Profile charakterisiert.
2] Die für Parabraunerde typischen Tiefenfunktionen kamen besonders stark im Vierdörferwald und in der Teninger Fläche zum Ausdruck.
3] Dagegen sind sie in den drei Waldresten Langleid, Erdenhart und Hurst in einigen Profilen je nach Ausmaß der anthropogenen Einflüsse schwächer ausgeprägt.
3] Durch den höheren Anteil des Feo an Fed , kann man die holozöne bzw. relikte Parabraunerdebildung [ca. 23 %\ von der fossilen [ca. 9 %] sehr gut unterscheiden. Dagegen bestehen zwischen den einzelnen fossilen Bodenbildungen verschiedenen Alters keine statistisch gesicherten Unterschiede, zumindest nicht zwischen den fossilen Bodenbildungen I und II.
4] Der Löß I ist wegen seines Dolomitgehalts, der Kalkkonkretionen und nicht zuletzt wegen seiner Farbe und Struktur sehr gut von den hangenden helleren dolomitreicheren Lassen zu unterscheiden.
5] Die Homogenität des Lösses wurde an bestimmten Stellen wegen seines unter-
schiedlichen Gehaltes an Kalkkonkretionen in verschiedenen Formen, an Schneckenresten und Fe-, Mn-Konkretionen in Frage gestellt. Dies kam besonders klar an den geringmächtigen stark verwitterten Lößpaketen zum Ausdruck.
6] AIo bzw. AId , machen einen sehr geringen Anteil am Gesamtaluminiumgehalt aus [ca. 3,5 % bei den Lassen und dem B t-Material].Im Vergleich dazu beträgt Fed , ca. 30-32 % des Gesamteisens in den Lassen und 36-47 % im Bt -Material.
7] AId , verhält sich ähnlich wie AIt , ausgenommen in den holozänen Parabraunerden, wo eine schwache bzw. keine Korrelation mehr vorhanden ist.
8] Eine Zunahme an Fet sowie AIt  [im carbonatfreien Boden] und Tongehalt ist mit zunehmendem Alter gekoppelt.
Dieser Zusammenhang liegt darin, daß der Tongehalt in den Bt -Horizonten der fossilen Bodenbildungen I > fossile Bodenbildung II > fossile Bodenbildung III ist und daß die Tonfraktionen mehr angereichert sind mit Fe und AI als die gröberen Fraktionen.
9] Die mikromorphologischen Untersuchungen haben die wichtigen Gelände- und Laborbefunde bekräftigt, nämlich:
a]    Die holozöne Parabraunerde ist durch dünnere, nicht gestörte [rezente] Toncutane gekennzeichnet.
b]    Im Vierdörferwald ist die Texturdifferenzierung nochmals anhand vom schluffreichen, tonarmen Al.-Horizont [keine Toncutane] und Anreicherung von Toncutanen im Bt -Horizont bestätigt worden.
c] Die relikte Bodenbildung ist durch das Vorhandensein von rezenten, dünneren und alten dickeren, relativ gestörten und in Aggregate eingebauten Toncutanen, die schon im Ah,-Horizont zu finden sind, charakterisiert.
d] Die Übergangstypen von unterschiedlich entkalkten Pararendzinen zu Parabraunerde sind durch Füllung der alten Poren des Ah-Horizontes mit schluffigen Material und durch Bildung von neuen Poren innerhalb der alten gefüllten mit dünneren rezenten Toncutanen charakterisiert.
So wurden auch in allen untersuchten Parabraunerdeprofilen und Übergangstypen Lessivierungsprozesse festgestellt, die bis heute andauern.